Ob durch die Straßen des Russlands die Bären laufen?
Einer der seltsamsten, dabei aber auch einer der verbreitetsten Stereotype über Russland unter den Ausländern, ist es, dass durch die Straßen der russischen Städte die Bären spazieren gehen.
Und in der Wirklichkeit war es früher, in den XVI-XVIII Jahrhunderten, in allen großen Städten Russlands keine Seltenheit einen Bären auf der Straße zu treffen. Nur die Klumpfüßigen gingen nicht allein spazieren, sondern erschienen in der Begleitung der unternehmerischen jungen Leute, die einen Bären zum Spaß der Bevölkerung zeigten und das Geld von denen kassierten, die das Tier gerne anfassen wollten oder zusehen wollten wie lustig es tanzt.
Zu einer gewissen Zeit gab es so viele Bären auf den Straßen, dass der Zar Alexei Michailowitsch gezwungen wurde, ein Ukaz über das Verbot „des Bärenspaßes“ zu erlassen. Aber die unternehmerischen Leute, die bereit waren sich mit Hilfe des klumpfüßigen Tieres zu bereichern, konnte selbst das nicht stoppen. Die Bären gingen durch die Städte Russlands bis zu dem Krieg mit dem Napoleon spazieren. Apropos, genau die Franzosen, die von dem russischen Heer flüchteten, brachten mit sich nach Europa diesen Stereotyp, dass die Bären frei durch die Straßen Russlands verkehren.
Heutzutage kann jede Erscheinung eines klumpfüßigen Raubtieres in den Ortschaften der Russischen Föderation die Augenzeugen sehr verwundern und in manchen Fällen sogar die Lebensgefahr mit sich bringen.
Einer der bekanntesten Zwischenfälle der letzten Jahre, der mit den Bären verbunden ist, passierte in dem Einkaufszentrum „Sonnenblume“, welches sich in der Stadt Chabarowsk befindet. In der Nacht auf 14. Oktober 2015 brachte das Raubtier die Tür des Eikaufzentrums mit dem Kopf durch, drang ins Foyer durch und ging durch die Einkaufspassagen spazieren. Als Ergebnis wurde der Bär vom SEK erschossen, und dabei könnte er durch die speziellen Präparate eingeschläfert werden. Zum Glück war der Bär zum Mordzeitpunkt in einem eingezäunten Bereich, den er nicht verlassen konnte.
Am häufigsten aber erscheinen die Klumpfüßigen in den Ortschaften in der Sommerzeit. Alle Fachleute betonen, dass der Bär im Sommer am aktivsten ist und kann auf der Suche nach der Nahrung die Entfernungen von einigen tausend Kilometern zurücklegen. Ungefähr bis Mai-Juni, abhängig von der Region, betreiben die Bären freie Vagabundage, zerstören morsche Bäume des Spielspaßes wegen und ernähren sich hauptsächlich von den Beeren. Diese Periode nennen die Forscher „nach der Bärengrube“. Aber im Sommer speichert das Raubtier aktiv, vor der bevorstehenden Kälte, das Fett und genau das zwingt es die abenteuerlichen Wanderungen durch die Städte Russlands zu unternehmen.
Am 4. Juni 2017 in der Stadt Wiljutschinsk in der Region Kamtschatka wurde ein großer Bär, der langsam durch die Stadt spazieren ging und die geparkten Autos betrachtete, bemerkt. Es ist bewundernswert, dass, trotz eigene Größe und chaotische Bewegungen, das Raubtier keine materiellen Schäden verursachte. Den Wildbiologen gemeinsam mit der Polizei gelangte es ohne besondere Anstrengungen den nicht eingeladenen Gast außerhalb die Stadtgrenzen zu vertreiben.
Vor kurzem, am 11.Juni 2018, mitten am Tag im Zentrum der Stadt Petschora in der Teilrepublik Komi konnten die Einwohner beobachten, wie ein großer Bär, umringt von Blinklichtern und Sirenen, direkt durch die Straße weg von einer Polizeistreife lief. Das Raubtier fühlte sich in der Stadt so sicher, dass es bis zum Gebäude der Stadtverwaltung schaffte und ging in ganzer Ruhe in seiner Nähe spazieren, bis die Augenzeugen die Polizei anriefen.
Ein lustiger Zwischenfall passierte im Dezember des gleichen Jahres in der Stadt Snezhinsk in der Region Tscheljabinsk. Ein Bär entschied sich in den Winterschlaf direkt in der Stadt zu begeben. Der Fall war so untypisch, dass die Stadtverwaltung gezwungen wurde, diesen zu beraten. In der Stadt Snezhinsk wurde eine Notstandkommission zugerufen, durch welche beschlossen wurde, den schlafenden Bären bis zum Frühling zu bewachen. Um der improvisierten, von dem Bären aus den für ihn zugänglichen Materialien gebauten, Bärengrube, wurden die Fotofallen, spezielle Zäune und die Infotafel eingerichtet, die darüber informierten, dass an dieser Stelle ein Bär den Winterschlaf macht.
In den TV-Nachrichtensendungen und auf den unterschiedlichen Web-Portalen kann man oft die Informationen darüber entdecken, wie die Bären nach dem Essen auf den Stassen in Taiga betteln. Die Klumpfüßigen blockieren den Weg für die Autos und bleiben solange vor denen stehen, bis der Fahrer oder seine Passagiere den Taigas Herren füttern. Die tapfersten von den Raubtieren versuchen mit dem Maul und mit den vorderen Pfoten durch die Autoscheibe durchzudringen, um garantiert das zu bekommen, weswegen sie kommen.
Manchmal wird solches Betteln zum Familienbetrieb und so kommen zusammen mit den erwachsenen Tieren kleine Bärchen. Vor netter Tollpatschigkeit deren können die Autoliebhaber nicht standhalten, dabei wird es vergessen, dass vor ihnen einer der gefährlichsten Raubtiere Russlands steht. Die Bären werden nicht nur mit den Fleischwaren gefüttert, sondern auch mit Quark, Käse und sogar mit Schokopralinen.
Viele Autofahrer versuchen die Bären mit der Hand zu füttern, aber wie die Erfahrung der Taiga-Regionen zeigt, somit machen sie die Situation nur schlimmer. Das gefütterte Bärchen wächst bald in ein großes Raubtier, das von klein an einen Menschen mit der leichtbekömmlichen Nahrung verbindet. Solche Bären greifen später die Autos an und versuchen mit allen Mitteln ans Essen zu gelangen.
Schlussfolgerung ziehend, muss man sagen, dass der spaßige Stereotyp über die Bären auf den Straßen Russlands nicht grundlos ist. Wie ein bekanntes russisches Sprichwort sagt: “Jeder Witz enthält ein Teil der Wahrheit.“ Heutzutage gelingt es nicht jedem einen Bären auf der Straße zu treffen. Aber die Regelmäßigkeit, mit welcher es in den Nachrichten über der abermaligen Erscheinung der Bären innerhalb von Städten berichtet wird, lässt denken, dass der Bär sich nicht umsonst so fest in der russischen Folklore verwurzelte und zu einer der Symbole Russlands wurde.